Zuwanderung aus aller Welt und damit Interkulturalität gehören längst zum kirchlichen (Bildungs-)Alltag. Doch wie reagieren wir auf die damit verbundenen Herausforderungen? Wie kann Kirche interkulturell vielfaltsfähiger und diskriminierungssensibler werden? – Lesen Sie dazu hier einen Bericht von Dr. Aguswati und Markus Hildebrandt Rambe, Leiter der ELKB-Fachstelle Interkulturell Evangelisch in Bayern.
Als Kirche interkulturell vielfaltsfähiger und diskriminierungssensibler zu werden – genau dafür engagieren sich Pfarrerin Dr. Aguswati Hildebrandt Rambe und Pfarrer Markus Hildebrandt Rambe von der landeskirchlichen Fachstelle Interkulturell Evangelisch in Bayern. Zu ihren bayernweiten Aufgabengebieten gehören sowohl die ökumenische Zusammenarbeit mit evangelisch oder transkonfessionell geprägten internationalen Gemeinden, die sich im Umfeld der Landeskirche gebildet haben, als auch die interkulturelle Kirchenentwicklung innerhalb der ELKB selbst – zum Beispiel im Bereich Interkulturalität und Mehrsprachigkeit von Gottesdiensten, oder im Blick auf eine stärkere Teilhabe und Repräsentanz von Menschen mit eigener oder familiärer Zuwanderungserfahrung. Denn diese machen in der ELKB immerhin etwa 20 Prozent der Kirchenmitglieder aus (mit internationalen Bezügen zu mehr als 180 Nationen) – ohne dass sich dies bisher entsprechend widerspiegelt in den Arbeitsfeldern der Kirchengemeinden und Einrichtungen der ELKB. Das gilt besonders, wenn es um Teilhabe und Repräsentanz als Mitarbeitende oder Mitbestimmung z. B. in Kirchenvorständen oder Synoden geht.
Das Theologenehepaar, das sich die Fachstellenleitung teilt und selbst einen interkulturellen Familienhintergrund hat, berät, begleitet und unterstützt Gemeinden und engagierte Mitarbeitende vor Ort zum Beispiel dabei, die Zusammenarbeit mit einer koreanisch-presbyterianischen oder einer finnisch-lutherischen Gemeinde bei gemeinsam genutzten Räumlichkeiten zu gestalten oder eigene interkulturelle Gottesdienste zu entwickeln. Dazu gibt es online eine Fülle mehrsprachiger Praxismaterialien.
Was braucht es, dass sich zum Beispiel oromosprachige (Anmerk. d. Red.: afroasiatische Sprache) Christen gut in einer ELKB-Kirchengemeinde beheimaten können und dort auch Verantwortung im Kirchenvorstand übernehmen? Wie gehen wir mit einer chinesisch-deutschen Trauanfrage um? Können wir die internationale Gemeinde XY in unsere Räume lassen? Wie können wir als junge Erwachsene aus Madagaskar mit unterschiedlichem konfessionellem Hintergrund gemeinsam Gottesdienst feiern und uns mit der evang.-luth. Kirche hier in Bayern gut verbinden? – Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Fragen und Herausforderungen, die die Fachstelle täglich beschäftigt. Der Fokus liegt also darauf, wie gemeinsames Christsein in interkultureller Vielfalt als Teil einer Einwanderungsgesellschaft gelingen kann. Dabei geht es manchmal am Rande auch um interreligiöse Fragen, aber dann holen wir meist andere kompetente Ansprechpersonen ins Boot.
Da Interkulturalität ein Querschnittsthema aller kirchlichen Arbeitsfelder ist (oder sein sollte), tut die Fachstelle mit Sitz in Nürnberg das in einer breiten Vernetzung mit regionalen Foren, internationalen Gemeinden und anderen landeskirchlichen Einrichtungen. Dies ist auch bei einem Thema der Fall, das in den letzten Jahren stärker in den Fokus gerückt ist, nämlich die Frage, wie wir als Kirche auch nach innen diskriminierungssensibler und rassismuskritischer sein können. Auch Kirche ist ja kein rassismusfreier Raum – selbst wenn sie sich groß „Vielfalt“ auf die Fahnen schreibt.
Im März 2025 hat die Fachstelle einen ersten große Studientag „Rassismuskritisch Kirche sein – Wer macht mit?“ in Nürnberg organisiert, in Zusammenarbeit mit Diakonie Bayern, der Evangelischen Erwachsenenbildung (EEB) Bayern, Mission EineWelt und dem forum frauen in der Wirkstatt Evangelisch. Die Dokumentation und ausgewählte Links und Materialien zum Thema sind unter www.interkulturell-evangelisch.de/rassismus zusammengestellt.
Beim kommenden, zweiten Studientag „Rassismuskritisch Kirche sein“ – SAVE THE DATE: am 13. Juni 2026 von 10-17 Uhr in Nürnberg – soll der Schwerpunkt auf der Frage liegen, wie wir beim Thema Rassismus sprachfähiger werden: Sei es als selbst von Rassismus negativ Betroffene, sei es als Verbündete, die ihre diesbezüglichen Privilegien kritisch reflektieren und konstruktiv nutzen wollen, um Alltagsrassismus und strukturellen Rassismus entgegenzutreten – sei es in der Arbeit mit Kindern, in der Bildungsarbeit, in der Öffentlichkeitsarbeit, der kirchlichen Personalentwicklung und Gremienarbeit oder in den Gesprächen an der Kirchentüre und beim Gemeindefest.
Kontakt: ELKB-Fachstelle Interkulturell Evangelisch in Bayern, Hummelsteiner Weg 100, 90459 Nürnberg, E-Mail: interkulturell@elkb.de, FB: www.facebook.com/interkulturellevangelisch, Web: www.interkulturell-evangelisch.de.

Interkulturelle Vielfalt leben – Aguswati und Markus Hildebrandt Rambe (ganz rechts im Bild) beim madagassischen Werkstattgottesdienst.
Text: Dr. Aguswati und Markus Hildebrandt Rambe
Foto: ELKB Interkulturell
Zur weiteren Info
Jedes Jahr finden rund um den Internationalen Tag gegen Rassismus, der am 21. März stattfindet, die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Unter dem Motto „Menschenwürde schützen“ werden rund um dieses Datum in ganz Deutschland zahlreiche Veranstaltungen angeboten (stiftung-gegenrassismus.de).
Bericht zu „Rassismuskritisch Kirche sein“ 2025 – eine Veranstaltung der ELKB Fachstelle Interkulturell Evangelisch in Bayern in Kooperation mit uns, der Evangelischen Erwachsenenbildung Bayern (AEEB), forum frauen, Diakonie Bayern und Mission EineWelt. hier
Wenn Vielfalt gewinnt, gewinnt Deutschland. Der „Charta der Vielfalt e. V.“ ist Deutschlands größte Arbeitgebendeninitiative zur Förderung von Vielfalt in der Arbeitswelt. Link zur Website hier